PAGADANCE BERICHT / 02.2003
Alex Hessel sowie Rico Suchatzki sind echoRausch - nicht zu verwechseln mit der
gleichnamigen Band aus München,die sich dem Hip-Hop verschrieben hat. Das Chemnitzer
Duo echoRausch widmet sich nämlich einer ganz anderen Form von Musik:
der experimentellen Elektronik.
Bereits im Jahr 2000 veröffentlichte Jetlag Records das mittlerweile längst ausverkaufte,
limitierte Doppel-Vinyl "different.waves", welches nun durch Funkwelten, ein neues
Sublabel von Black Rain, mit drei Bonusstücken erstmals auf CD erscheint. Auch diesmal
bieten echoRausch wieder collagenhafte Soundtracks in einer hochwertigen Klangqualität.
Dass die Macher ihr Handwerk verstehen, offenbart allein die Tatsache, dass sie schon an
diversen anderen Produktionen Hand anlegten. Rico erklärt: "Wir haben viele Sachen von
Black Rain gemacht. Zum Beispiel hatte ich das erste Blutengel-Album plus Maxi zum
Mastern hier sowie die beiden bisherigen Alben von Accessory." Vom Stil her hat
"different.waves" jedoch kaum etwas mit den so eben erwähnten Gruppen zu tun.
Vielleicht standen Projekte wie Boards of Canada oder Future Sound of London Pate.
Jedenfalls zeigen die Betreiber der gleichnamigen echoRausch-Studios auf "different.waves"
überraschende Spannungsbögen, die sogar bei knapp 70 Minuten Spielzeit Abwechslung
garantieren. Zudem mangelt es scheinbar nicht an Experimentierfreude.
Ob der persönliche Musikgeschmack die Arbeit beeinflusst, sei "schwer zu beantworten",
so Rico, "weil es sich stilistisch kaum eingrenzen lässt. Auf jeden Fall sollte es
einen gewissen Tiefgang haben."
Die Wurzeln des Duos gehen zurück bis ins Jahr 1992. Zu dieser Zeit begann Rico, mit
einem Klassenkumpel Musik zu machen. Ähnlich erging es Axel. "Dann haben wir zu dritt
weitergemacht und irgendwann waren wir wieder nur noch zu zweit", beschreibt Rico die
Geschichte von echoRausch.
Dieser Name hat indes nichts mit dem Begriff zu tun, den es in Zusammenhang mit Drogen
gibt - Stichwort Flashback. Rico: "Ich bin Nichtraucher, trinke seltenst und maßvoll
Alkohol. Von anderen Sachen halte ich mich tunlichst fern. Der Name kam bei einem
bizarren Filmmusikprojekt auf. Keiner wei§ mehr so richtig, wer das damals angeschleppt hat.
Er stand lange Zeit als Synonym für alles Mögliche, was wir gemacht haben und hat sich bis
heute gehalten."
Das Material auf "different.waves" ist von Rhythmen und Effekten geprägt, enthält
Dronensounds und anderweitiges Gezirpe sowie zahlreiche Klänge, die sich bei Acts der
so genannten Clicks´n´Cuts-Bewegung wieder finden lassen. Vocals sucht man allerdings vergeblich.
Ricos Begründung: "Prinzipiell würde ich gern mehr in dieser Richtung machen, aber da
gibt es zwei Probleme - den Gesang und den Text. Ich kann nicht singen und auch nicht texten.
Alex hat das mal gemacht, aber er will es nicht mehr. Das muss man akzeptieren." Nun gut.
Das Hauptproblem besteht wahrscheinlich eher darin, dass sie niemanden haben, der
entsprechend gut singen und Texte schreiben kann.
Ihren experimentellen Output führten echoRausch auch live schon der Öffentlichkeit vor. "Wir
machen das meistens in Cafés oder Galerien, manchmal auch in Clubs. Prinzipiell ist es aber
so, dass wir da weniger den Mittelpunkt der Veranstaltung bilden. Teilweise unterhalten
sich die Leute einfach weiter und registrieren das kaum. Andere sitzen da und hören sich das
sehr intensiv an, je nach Laune. Es hat wenig Konzert-Charakter in der Form, dass wir auf einer
Bühne sind, die Besucher davor stehen und einem zuschauen," so Ricos Worte.
Zum Equipment sowie zur Arbeitsweise von echoRausch sagt er: "Wir haben ein ganz traditionelles
Setup; Rechner, Synthies, Sampler und ein paar Effekte. Nicht besonders außergewöhnlich. Die
Entstehung ist nie gleich. Manchmal hat man im Vorfeld eine Idee, manchmal einen Sound.
Manchmal schaffen wir es, dass das Ergebnis in etwa genau so klingt, wie die Idee. Aber das
muss nicht immer so sein. Oft kommt auch etwas völlig anderes dabei heraus".
Übrigens: Zeitgleich mit der Neuauflage von "different.waves" gibt es via Funkwelten die
Wiederveröffentlichung der 98er-CD-Recordable "secrets behind" von For A Space, welche ebenfalls
von Rico gemastert wurde. Einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Szene erreichten
For A Space vor allem durch das offizielle Debütwerk "Welcome 4000", das im Jahr 2000 bei
Basic Unit Productions, erschien - dem Label von Haujobb-Mastermind Daniel Myer.
© Heiko Meyer (02/2003)
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